Dritter Halt: Nikkō und die Eisenmine

(Nishinasuno→→→Nikkō)

Nach fünf Tagen tapferer Pioniersarbeit Deutschlehrens, die mir die Untiefen und bisher unbekannten und faszinierenden Seiten meiner eigenen Muttesprache deutlich vor Augen führten, hieß die nächste Haltestelle: Nikkō.

Die Stadt in der nordöstlichen Präfektur Tochigi beherbergt eine der prachtvollsten Tempelanlagen Japans namens Toshogu. Dies rührt daher, da diese die Ruhestätte von Tokugawa Ieyasu ist, einer der Reichseiniger der gegen Ende des 16. Jahrhunderte lebte. Nicht unähnlich Deutschland war Japan bis Anfang des 17. Jahrhunderts in mehrere feudale Kleinstaaten aufgeteilt und erst durch die schwertschwingenden Generäle Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi (ein Liebling Geschichtsaffiner, da dieser aus einfachen Verhältnissen stammte) und besagtem Tokugawa Ieyasu zu einem großen Ganzen zusammengefügt.

Genug nun aber der Geschichtsstunde, zurück in das 21. Jahrhundert. In den folgenden drei Tagen standen also in Nikkō der Besuch der Tempelsehenswürdigkeit, die Ashio-Kupfermiene in den hohen Bergen inmitten denen Nikkō liegt, sowie das obligatorische Mitbringseleinkaufen auf dem Programm. Und nebenbei irgenwie den fehlenden Schlaf zu kompensieren, den Übersetzen in ein neues Land, Tōkyō feiern, und während dem Interuniseminar spät schlafen gehen und morgens um 7 Uhr von den ersten Frühaufstehern der sieben anderen Zimmergenossinnen geweckt zu werden, nun mal mit sich bringt.

In Begleitung meiner deutschen und zwei japanischen TEACH-Studentinnen (die anderen drei hatten Abschlussfeier ihres Bachelors) sowie drei Dozenten stiegen wir also von Nasu mit den anderen Teilnehmern in den Reisebus, nur um als erste am nächsten Bahnhof den Zug nach Nikkō zu nehmen. Nach fast einer Woche mitten in der Einsamkeit des abseits gelegenen Seminarhauses, löste der Anblick der eigentlich in Japan an jeder Straßenecke zu findenden Getränkeautomaten wahrhaft innerlich Begeisterungsstürme aus, haha. Wir waren zurück in der Zivilisation!

Auf der knapp zweistündigen Zugfahrt hatten wir deutschen und zwei der japanischen TEACH-StudentInnen Gelegenheit uns ein wenig beschnuppern. zumindest eine der beiden, den wie wir herausfanden, benötigt unsere liebe Haruka geschätzt dreimal soviel Schlafpensum wie andere Menschen. Kein Abendessen auswärts, keine Zugfahrt war nicht komplett, ohne dass sie plötzlich in einen Tiefschlaf verfiel. Als Haruka die Augen wieder aufschlug, waren wir in Nikkō angekommen, stiegen in ein Taxi und wurden zu unserer Pension gebracht.

Welcher der werten LeserInne unter euch nun dem Irrglauben verfallen sein mag, jetzt wäre es möglich, oben lamentiertes Schlafdefizit auszugleichen, der irrt sich töricht. Denn ein trinationales Doppelmasterprogramm muss den eigenen Ansprüchen schließlich gerecht werden, und so wurden wir nach ca. einer Stunde zum Abendessen und anschließendem Briefing für den morgigen Ausflug in die Berge geordert. Nachdem die Küche meiner fleischlosen Ernährungsweise zu ehren ein eigenes Abendessen zubereitet hatte, trafen wir uns im Gemeinschaftszimmer und diskutierten über die Kupfermiene. Das sah so aus:

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Bekannt wurde sie vor allem dadurch, dass sie eine große Umweltzerstörung verursachte, die umliegenden Flüße belastete, was zu Fischsterben und Zerstörung von Lebensgrundlage vieler Fischer führte. Zudem sieht man auch heute noch, dass die umlegende Berge durch die belastete Erde kaum mit Bäumen bewachsen sind. Desweiteren war sie im Kontext unserer Studienganges (wir erinnern uns: transantionale Europa und Ostasienstudien) interessant, da Japan während der Kolonialzeit (1910-1945) Nordkoeraner zur Zwangsarbeit in der Miene nach Nikkō holte. Seit 1973 ist die Miene geschlossen und in eine kulturelle Touristenattraktion umgestaltet worden.

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Nachdem wir das Gelände ausgiebig betrachtet hatten. standen wir vor der Entscheidung entweder in ein Museum zu gehen oder uns einen berühmten Wasserfall anzuschauen. Scheinbar war ich die einzige Museumsaffine, haha, denn kurze Zeit später saßen wir im Auto hinauf, hinauf, tiefer in die Berge hinein Richtung Wasserfall.

Nach einer Mittagspause am Fuße des zweiten Fujisans (zu Ehren gekommen ist dieser Berg aufgrund seiner ähnlich idealen Bergform wie das Original), erreichten wir den Wasserfall und strolchten ein bisschen herum.

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Am dritten Tag dann der Toshugun-Besuch. Pünktlich kam auch ein riesiger Schwall Regen über die Region, so dass wir zwischen spätwinterlichem Eismatsch mit schnell durchgeweichten Schuhen (jeder von uns hatte nur das Minimale an Gepäck dabei, das natürlich kein schlechtes Wetter eingeplant hatte) mit suboptimaler Stimmung die Tempelanlage betrachteten. Eine Sakrileg angesichts der beeindruckenden Bauten, aber Erschöpfung, Schlafmangel und Regen schlägt nunmal das gutkultivierte Interesse an historischer Stätten.

Immerhin hier ein kleiner Auszug:

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Hier noch ein paar Eindrücke und Hampeleien am letzten Tag, haha:

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Insgesamt waren wir alle sehr froh, als wir uns am nächsten Tag mit den Mitbringseln zusammen Richtung unseres dritten Stopppes, der Zwischenhalt an der Tsukubauni machen konnten.

(Nikkō→→→Tsukuba)

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